Hochbegabung

Was hat dieses Thema auf der Schulsieger-Seite zu suchen?
Nun: Wettbewerbe gehören für manche Schüler zu den wenigen innerschulischen Gelegenheiten, bei denen sie ihr geistiges Potenzial und ihre Energiereserven voll ausschöpfen können.

Hochbegabte leiden häufig unter Neid und Argwohn ihrer Mitschüler, denn vieles, wofür diese sich anstrengen müssen, gelingt ihnen schnell und mühelos.
In der öffentlichen Debatte setzt sich erst allmählich die Einsicht durch, dass Hochbegabte nicht etwa privilegiert sind, sondern dass sie im Gegenteil selten das gleiche Recht auf angemessene Förderung erhalten wie andere Jugendliche.
Viel zu wenige Schulen in Deutschland haben sich bisher darauf spezialisiert, besonders lernwilligen und lernfähigen Schülern eine gezielt anspruchsvolle Ausbildung anzubieten.
Dabei ist die Nachfrage überwältigend: Beispielsweise bewerben sich jedes Jahr mehrere hundert Achtklässler um Aufnahme in die fünf math.-nat. Spezialklassen Thüringens (zusammen 90 Plätze), wodurch die meisten schon als 14-jährige ihr Elternhaus gegen das Leben im Internat tauschen. Je höher die allgemeine Begabung, desto quälender wird oft die Unterforderung an herkömmlichen Gymnasien. So wundert es nicht, dass unter jenen Talenten, welche in den Jahrgängen 6 bis 8 die Landesrunden der Thüringer Mathematik-Olympiade dominieren, nur jeder vierte auf einen Wechsel zur Spezialschule verzichtet.

An dieser Stelle möchte ich allen Eltern ans Herz legen, sich für die Bildungs-Chancen ihrer Kinder politisch zu engagieren.

Wir brauchen nicht nur Spezialschulen für Hochbegabte oder Sonderschulen für Lernbehinderte, sondern auch an normalen Gymnasien bessere Möglichkeiten zu differenzierter Förderung. Und zwar sowohl für Schnell-Lerner als auch für Schüler mit Lernschwierigkeiten in einzelnen Fächern.
Dies gilt besonders im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, wo die Leistungsschere innerhalb einer Klasse in der Regel am stärksten auseinander klafft.
Dazu bedarf es kleinerer Lerngruppen und folglich der Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte, außerdem intensiver Fortbildung von Lehrern auf dem Gebiet der Begabtenförderung.

Da Bildung unser kostbarstes Gut ist, braucht Deutschland die optimale Förderung gerade auch der klügsten Köpfe. Jeder Cent, der in diesem Bereich investiert wird, zahlt sich doppelt und dreifach zurück!


Was ist eigentlich Hochbegabung?

Normalerweise wird Publikationen zum Thema "Hochbegabung" eine Definition vorangestellt, ich möchte eine solche wenigstens nachliefern. Hauptmerkmal ist die allgemeine Intelligenz (repräsentiert durch den sogenannten g-Faktor, dessen Existenz das am besten gesicherte Faktum der klassischen Psychologie ist), und als zuverlässigstes psychometrisches Instrument hierfür haben sich bestimmte IQ-Tests herauskristallisiert. Akzeptiert man den vielzitierten "IQ über 130" als Maßstab für Hochbegabung, findet man in zwei durchschnittlichen Gymnasialklassen ungefähr drei Hochbegabte.
Allerdings treten innerhalb dieser Gruppe nochmals erhebliche Lernfähigkeitsdifferenzen auf, die im regulären Unterricht weitgehend eingeebnet werden. Das wahre Potenzial von Hochbegabten offen zu legen und weiter zu entwickeln ist daher eines der Hauptziele von Schülerwettbewerben.

Speziell das Känguru der Mathematik 2001 (Klassenstufe 7) halte ich für ein Hochbegabungs-diagnostisches Werkzeug par excellence. Genaueres findet sich hier.

Es gibt Forscher, die von Hochbegabung erst dann sprechen, wenn sich zur Intelligenz auch eine besondere Motivation gesellt, da erst durch sie eine besondere Lernfähigkeit auch in Hochleistung umgesetzt wird. Eine solche Definition von "Begabung" halte ich für wenig hilfreich, da man sie praktisch durch "Leistungsfähigkeit" ersetzen könnte. Eigentlich geht es doch darum, Hochbegabung unabhängig von den erzielten (schulischen) Leistungen diagnostizieren zu können und diese durch den motivationalen Anreiz einer adäquaten Förderung zu einer Hochleistungsfähigkeit zu entwickeln.

Abschließend sei noch auf die wohl einzig komplette Auflistung derzeit existierender Schulen für Hochbegabte in Deutschland verwiesen.


Angehängt noch ein paar eigene Texte (pdf-Dokumente) in der Nähe des Themas:

Bildungsoffensive (Nonsens-Gedicht)
Mathematische Modellierungskunst (Wenn Schüler besser denken als das Lehrbuch)
Paradoxien und Antinomien (Anleitung zum Hirnverknoten)
Aphorismen zur Intelligenz (Freche Statements kluger Köpfe)
... weil nicht sein kann, was nicht sein darf! (Thesen zur Bildungspolitik)
Abstürzende Überflieger (Ein schiefes Bild, geradegerückt)
Pythagoräische Pumpen (Wie man eine Knobelaufgabe so richtig ausquetscht, 759 kB)



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